Dank Amélie-Fonds Schutz für Feuchtgebiete im Großherzogtum Luxemburg
Feuchtgebiete bieten seltener Fauna und Flora ein Zuhause. Es gilt dann auch, dieses wertvolle Biotop in Luxemburg um jeden Preis zu schützen. Der von luxemburgischen Philanthropen gegründete und von der König-Baudouin-Stiftung verwaltete Fonds Amélie hat für den Schutz des Naturschutz- und Feuchtgebiets im Norden des Großherzogtums Luxemburgs eine bedeutende Summe bereitgestellt.
Die Luxemburgische Organisation ‚Natur&ëmwelt Fondation Hëllef fir d’Natur‘, deren Auftrag es ist, das Naturerbe zu schützen, ist Eigentümerin von rund 1.350 Hektar Naturgebiet im Großherzogtum. Diese Oberflächen werden von der Organisation auf ökologische Art und Weise verwaltet. Bei einem dieser Gebiete handelt es sich um das Naturreservat Cornelysmillen in der Gemeinde Trois-Vierges. „Das ist eines der größten Feuchtgebiete im Norden des Landes“, sagt Kevin Jans, bei der Organisation für die Naturreservate verantwortlich. „Es erstreckt sich über mehr als 150 Hektar im Tal der Wiltz und ihrer Nebenflüsse. Wir sind dabei Eigentümer von ungefähr 55 Hektar. Der Rest wird extensiv von Landwirten genutzt, die sich für den Erhalt der Biodiversität einsetzen. Unser Gebiet verpachten wir an Wanderhirten, mit denen wir gemeinsam ökologische Nutzungspläne erstellen.“
Ein Biotop in Gefahr
Ihre Flüsschen, Tümpel, Weiher, Röhrichtzonen, Brachfelder und Böden, an denen das Grundwasser beinahe bis an die Oberfläche gelangt, verleihen Feuchtgebieten wie dem Schutzgebiet Cornelysmillen seine außergewöhnliche biologische Bedeutung. Man kann dort eine sehr vielfältige Fauna und Flora erleben. Und Feuchtgebiete dienen nicht nur als Puffer bei Überschwemmungen, sie sind auch Lebensrum für seltene Arten, die man oft nur in diesem Biotop findet: den Eisvogel, den Rotrückenwürger, Schwarzstörche, Fieberklee oder den Randring-Perlmutterfalter und den Blauschillernden Feuerfalter, zwei geschützte Schmetterlingsarten. „Anzahl und Größe der Feuchtgebiete nehmen jedoch ab, weil die herkömmliche extensive Landwirtschaft immer weniger Anwendung findet. Damit gehören sie gegenwärtig zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen“, sagt Kevin Jans. „Zahleiche Gebiete werden trockengelegt, weil sie als nur wenig produktiv angesehen werden. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Kunstdünger im Landbau sorgt außerdem für Anreicherung und Versauerung dieser Gebiete. All das hat dazu geführt, dass die Fläche der Feuchtgebiete in 40 Jahren um 80% abgenommen hat.“
Es ist also wichtig, einen Ort wie Cornelysmillen zu schützen. Mit der Unterstützung des Fonds Amélie kann die Stiftung Hëllef fir d’Natur neue Parzellen dazukaufen, wenn sich die Gelegenheit bietet. „Wenn wir selber Eigentümer sind, können wir die Gebiete einfach leichter verwalten“, sagt Kevin Jans. Denn es reicht nicht, den Boden zu kaufen und dann die Natur einfach machen zu lassen. „Wenn der Mensch nicht eingreift, dann gewinnen verschiedene Baumarten schnell die Oberhand über die das sumpfige Grünland, zu Lasten dieses offenen Raumes. Extensive Beweidung reicht nicht, um diese Invasion zu stoppen. Es muss außerdem gemäht und die Bäume müssen entsprechend ausgedünnt werden. Des Weiteren müssen wir kilometerlange Zäune instand halten und austauschen, damit die Schafe grasen können. All das kostet Geld. Dank des Fonds Amélie können wir diese Maßnahmen nun finanzieren.“
Neue Tümpel
Der Fonds Amélie unterstützt außerdem noch ein anderes Projekt: den Schutz des Salamander und vor allem des Kamm-Molch. Kevin Jans: „Diese Art kommt im Norden Luxemburgs nur noch sehr selten vor. Sie ist ein guter Indikator der Feuchtgebietsqualität. Diese Salamanderart braucht ein ganzes Netzwerk an Tümpeln, um von einem zum nächsten ziehen zu können. 2019 haben wir bereits zehn neue Tümpel gegraben und weitere acht sind geplant. Dies kommt auch anderen Amphibienarten und Wasservögeln zunutze. Es ist also alles bereit, um dem Kamm-Molch zu einem neuen Zuhause zu verhelfen. Wir verhandeln gerade mit dem Umweltministerium, um im Naturschutzgebiet Cornelysmillen Pärchen aus dem Süden des Landes wieder einzuführen, da diese Art dort häufiger vorkommt.“
Abschließend ist der Organisation auch daran gelegen, die breite Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren. Durch einen Teil des Naturschutzgebiets verläuft ein Lehrpfad, der jedoch kontrolliert und repariert werden muss: Die Holzwege müssen instand gehalten werden, es sind neue Informationstafeln erforderlich und die Beobachtungsstelle braucht eine Generalüberholung. Auch an diesen Kosten beteiligt sich der Fonds Amélie, in einer Höhe von ungefähr 123.000 Euro über fünf Jahre.
Der Fonds Amélie: Blick auf die Großregion Der Fonds Amélie wurde 2011 von einer Gruppe luxemburgischer Philanthropen gegründet. Er unterstützt hauptsächlich Projekte in der sogenannten Großregion: Großherzogtum Luxemburg, Wallonie, Grand Est (Großer Osten, Frankreich), und Saar (Deutschland). Der Fonds ist in verschiedenen Bereichen aktiv, wodurch auch die Anliegen der Gründer deutlich werden: wissenschaftliche Forschung, Gesundheit, Bildung, Armutsbekämpfung, Unterstützung für Menschen mit Behinderung, Umwelt und Wahrung des Kulturerbes. Für eine einfachere und reibungslosere Verwaltung klopfte der Fonds Amélie bei der König-Baudouin-Stiftung an. Er wird regelmäßig von neuen Spenderinnen und Spendern unterstützt. Der Fonds ist dazu in der Lage, jedes Jahr zwischen sechs und acht Projekte mit einem Beitrag von jeweils 20.000 bis 50.000 Euro zu fördern. Bei der Auswahl der förderfähigen Projekte sorgt der Verwaltungsausschuss des Fonds für thematische und geografische Ausgewogenheit. Das Thema Umwelt gehört 2020 mit zu den Prioritäten des Fonds.