Ausstellung: ‚Raoul Servais. Eine Welt zwischen Magie und Realismus‘
Eine Ehrung für Raoul Servais, den belgischen Pionier des Animationsfilms. Zahlreiche Originalzeichnungen, Dekorgegenstände, Plakate und sogar die Maschinen, die er bei den Dreharbeiten zu seinen Filmen verwendet hat; das ist das Konzept der von den Fonds für das Kulturerbe der König-Baudouin-Stiftung organisierten Ausstellung. Servais hat der Stiftung einen Großteil seiner Archive geschenkt, um diese so auch für die zukünftigen Generationen zu wahren. Die Ausstellung wird am 24. September im BELvue Museum eröffnet.
Hochauflösendes Fotomaterial finden Sie unter folgendem Link: https://images.kbs-frb.be/hLDfwRxYBG.
Raoul Servais wurde 1928 in Ostende geboren und gehört zu den innovativsten belgischen Filmschaffenden des zwanzigsten Jahrhunderts. Als Vorreiter des Animationsfilms in Belgien war er Autodidakt und experimentierte unaufhörlich, um die Techniken ständig zu verbessern.„Ich habe immer einen Drang zum Experimentieren in mir verspürt. Ich wollte auch andere Techniken für die Geschichte verwenden“, so Raoul Servais. So hat er seine Servaisgrafie entwickelt, eine Kombination aus Liveaufnahmen und Trickfilm. „Ich habe die ‚Servaisgrafie‘ erfunden: ein System, bei dem gefilmte Schauspieler auf Zellophanfolien übertragen und dann auf die gleiche Art farblich bearbeitet werden, wie Zeichentrickfiguren. Dank dieses Systems konnte ich den Kulissen zu einer unbekannten Qualität verhelfen. Der Film Nachtfalter wurde mit dieser Technik gedreht. Der Kurzfilm wurde durch das Werk des Malers Paul Delvaux inspiriert.“
Sein Werk besteht aus 16 kurzen Animationsfilmen und ein Langspielfilm und macht ihn zu einer Inspirationsquelle für Trickfilmer weltweit. Oft zeugen seine Filme von politischem oder sozialem Engagement. Seine grafische Gestaltung entspricht dem jeweiligen Inhalt und ist daher nie dieselbe. Auf unzähligen Filmfestivals wurde er mit über 60 internationalen Preisen ausgezeichnet, worunter die erste belgische Goldene Palme in Cannes für den surrealistischen, grauenerregenden Film Harpya (1979).
Schenkung für die zukünftigen Generationen
Ende 2019 schenkte Raoul Servais der König-Baudouin-Stiftung einen Großteil seiner Archive, um sie so zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Sammlung umfasst über 200 Exponate: grafische Werke, sogenannte Cells (Farbzeichnungen auf durchsichtigen Acetatplatten, die für die Produktion von Zeichentrickfilmen verwendet werden), Dekor, Fotos, Plakate, usw., aus der Welt der Filme Taxandria und Harpya aber auch Nachtfalter, Sirène, Pegasus, Operation X-70 und anderen. Servais liegen die Ausbildung der Studierenden und die Weitergabe seines Wissens sehr am Herzen. Er hat dann auch an der KASK Gent den ersten Studiengang für Animationsfilm in Europa eingerichtet. Mit der Schenkung an die Stiftung möchte er diese Weitergabe an zukünftige Generationen fortsetzen.
Die Ausstellung im BELvue Museum und die begleitende Veröffentlichung sind der erste Schritt der König-Baudouin-Stiftung, um das Erbe und das grafische Werk dieser lebenden Filmlegende dem Publikum zugänglich zu machen. Im Anschluss daran wird die Ausstellung im Ausland zu sehen sein.
Raoul Servais: „Ich bin erleichtert und freue mich, eine Lösung gefunden zu haben, die den Fortbestand meines Werks sicherstellt. Der König-Baudouin-Stiftung liegt seine Wahrung am Herzen und sie wird es mit den passenden Partnern am Leben erhalten. Dies zeigen bereits die Ausstellung im BELvue und die begleitende Veröffentlichung. Ich freue mich auch, dass die Ausstellung auf Wanderschaft gehen wird und dass diesbezüglich erste Kontakte geknüpft wurden, vor allem mit Kanada.“
Das Universum von Raoul Servais
François Schuiten, einer unserer bekanntesten Comiczeichner, fungiert als Kurator der Ausstellung. Bei den Arbeiten zu Taxandria (1994) war er Servais rechte Hand. Als Verantwortlicher für das grafische Konzept und die Kulissen dieses Films ist Schuiten wie kein anderer mit dem Universum von Taxandriaund dem Werk von Raoul Servais vertraut.
Die Ausstellung beschäftigt sich mit der Person von Raoul Servais, seinen künstlerischen Prozessen und seiner Suche nach Techniken, seiner Liebe zu den „Künsten“, zum Surrealismus und zu Paul Delvaux, seinen Themen und seiner Beziehung zur Stadt Ostende. Zeitgleich mit der Ausstellungseröffnung kommt auch der neue Kurzfilm von Raoul Servais in Zusammenarbeit mit Rudy Pinceel heraus. In der Ausstellung sind zum ersten Mal vorbereitende Zeichnungen und Arbeiten seines neusten Werks De Lange Kerl zu sehen.
Die Ausstellung erfolgt in Zusammenarbeit mit der raoulservaiscollection, der Raoul Servais Vereinigung und CINEMATEK (dem Königlichen Belgischen Filmarchiv). Sie wird auch online zugänglich sein, als virtueller Besuch.
Pressemappe
In der beigefügten Pressemappe (am linken Rand unter "Zusätzliche Informationen") finden Sie weitere Informationen zur Ausstellung, hochauflösendes Fotomaterial mit Bildunterschriften und Urheberrechten, und ein Interview mit François Schuiten, der über seine Beziehung zum Künstler und die Ausstellung spricht.
Praktische Informationen
‚Raoul Servais. Eine Welt zwischen Magie und Realismus‘
BELvue museum, Place des Palais / Paleizenplein 7, 1000 Brüssel
Freier Eintritt
24. September 2021 bis 6. März 2022.
Die Informationen erfolgen auf Niederländisch, Französisch und Englisch. Der Audioguide, der kostenlos heruntergeladen werden kann, und der virtuelle Rundgang sind ebenfalls in diesen drei Sprachen verfügbar.
Führungen für Gruppen oder Schulen sind möglich.