„Geschichten am Lebensende“: ein innovatives Instrument in der Palliativpflege
Über den eigenen Abschied vom Leben zu sprechen, ist nicht selbstverständlich, denn der Tod ist immer noch ein Tabuthema. Die VoG Amfora möchte dies ändern und entwickelte das Konzept der „Geschichten am Lebensende“, ein innovatives Instrument in der Palliativpflege. Mit dieser Initiative gewinnt sie den von der König-Baudouin-Stiftung verwalteten und mit 30.000 Euro dotierten Preis des Gert-Noël-Fonds.
Der diesjährige Gert-Noël-Preis geht an die VoG Amfora, die mit ihrem Projekt „Geschichten am Lebensende“ ein innovatives Instrument in der Palliativpflege geschaffen hat. Der Preis ist mit 30.000 Euro dotiert.
Seit ihrer Gründung im Jahr 2015 hat die gemeinnützige Vereinigung das Konzept der „Geschichten am Lebensende“ in Flandern bekannt gemacht und dessen Verbreitung in der Palliativpflege vorangetrieben. Sowohl in Belgien als auch international ist die Organisation in ihrer Arbeitsweise und ihrem Ansatz einzigartig. Heute ist sie vor allem im niederländischsprachigen Teil Belgiens aktiv, möchte aber in Zukunft ihre Tätigkeit auch im französischsprachigen Teil des Landes ausweiten.
Amfora möchte einen Beitrag zu einer Gesellschaft leisten, in der es selbstverständlich ist, über den Abschied vom Leben zu sprechen. Die VoG entwickelt Konzepte und Methoden, organisiert Schulungen und führt gesellschaftliche Sensibilisierungsmaßnahmen durch, die es Pflegekräften und Freiwilligen ermöglichen, Menschen am Ende ihres Lebens eine besondere Art der Unterstützung und Begleitung zu bieten: Sie helfen ihnen dabei, ihre tiefsten Gefühle und Gedanken zum Ausdruck zu bringen.
Über die „Geschichten am Lebensende“
Mit den Menschen, die einem am nächsten stehen, über den eigenen Abschied und über den Tod zu sprechen, ist für viele nicht selbstverständlich. Man möchte einen geliebten Menschen nicht noch zusätzlich emotional belasten. Doch wer das Ende des Lebens nahen sieht, verspürt häufig den Wunsch, bestimmte Dinge auszusprechen und etwas zu hinterlassen. Eine Möglichkeit, dies zu tun, ist es, die eigenen Gedanken zum Lebensende aufzuschreiben. Die VoG Amfora hilft Menschen dabei.
Ein von Amfora geschulter „Geschichtenschreiber“ besucht Menschen, die wissen, dass sie aufgrund von Krankheit oder Alter bald aus dem Leben scheiden werden, und die den Wunsch haben, etwas Greifbares zu hinterlassen. Der Geschichtenschreiber führt mit ihnen ein Interview, sei es zu Hause, im Krankenhaus oder im Altenpflegeheim. In diesem Gespräch, das die VoG als „Lebensend-Gespräch“ oder „Amfora-Gespräch“ bezeichnet, soll unabhängig von Alter und Krankheit der Mensch in seinem Innersten zum Ausdruck kommen dürfen. Wie geht es diesem Menschen damit, krank zu sein? Wie betrachtet er sein Leben im Rückblick? Wie blickt er auf das, was vor ihm liegt?
Nach dem Gespräch fasst der Geschichtenschreiber das Gesagte zu einem kompakten Resümee zusammen, das der betreffenden Person in Form eines hübschen Büchleins überreicht wird. In diesem Büchlein spiegeln sich die tiefsten Gefühle der Person – Bedauern, Dankbarkeit, Schönheit, Trauer, Angst, Hoffnung. Es ist keine Biografie, sondern ein Porträt, das zum Ausdruck bringt, wer diese Person als Mensch ist.
Eine „Geschichte am Lebensende“ ermöglicht es einem Menschen, Bilanz über sein Leben zu ziehen. Das Gespräch wirkt erleichternd und häufig auch befreiend. In vielen Fällen öffnet das Büchlein die Tür zu tiefen Gesprächen mit Angehörigen und Nahestehenden in der Phase des Abschieds, und später, wenn die Person gegangen ist, hilft es den Hinterbliebenen als greifbare Erinnerung bei der Trauer. So tragen die Geschichten zum allgemeinen Wohlergehen und zur Lebensqualität sowohl ihrer Erzähler als auch der Menschen in ihrer Umgebung bei.
Wünschen Sie einen Erfahrungsbericht? Schreiben Sie uns oder rufen Sie uns an (verbyst.c@kbs-frb.be oder +32 (0)478 75 01 41), wir stellen gerne den Kontakt zu den preisgekrönten Projekten her.